Decolonize/Bildung

Dr.in Denise Bergold-Caldwell, Universität Marburg, bergoldc@staff.uni-marburg.de

Die Kolonialität der Bildung (Arbeitstitel)

Obwohl der Begriff Bildung und Bildungsteilhabe - Freiheit, Mündigkeit und Chancengleichheit verspricht - bleibt nicht nur der Zugang vielen verwehrt. Besonders das deutsche Bildungssystem verdeutlicht, wie wenig soziale Mobilität möglich ist (Castro-Varela 2016). Nicht nur die geringe Möglichkeit von Kindern prekärer sozialer Schichten irgendwann einmal Abitur zu machen oder gar ein Studium abzuschließen ist darin erwähnenswert, Diskriminierung im Bildungssystem (Bücken et.al. 2020), oder Rassismus in Schulbüchern (Marmar 2016), oder das an sich kolonial geprägte Bildungssystem (Boyce-Davies 2020), sondern der deutschsprachige Bildungsbegriff an sich, muss in seinen Ursprüngen und seinen Verflechtungen mit Kolonialität betrachtet werden (vgl. Messerschmidt 2019). Der folgende Beitrag möchte dieser Frage auf die Spur gehen. Zunächst wendet er sich deswegen der Frage zu, warum und wie Bildung und Kolonialismus eine 'unheilige' Melange eingehen. Weiterhin möchte er mit dem Begriff der Kolonialität eine Kontinuität aufzeigen, die sich nicht zuletzt darin wiederfindet, wie Inhalte in der Schule vermittelt werden und wie 'Bildung' dazu beiträgt koloniale Macht zu erlernen. Der Beitrag wird in drei Abschnitten vorgehen: Zunächst erfolgt in einer begrifflichen Einführung, was unter Kolonialität (Quijano 2000) zu verstehen ist. Danach wendet sich der Beitrag empirischen Beispielen der Kolonialität in Schulbüchern zu. Sodann findet eine theoretische Einordnung statt, die das 'Entanglement' der Vorstellung von 'gebildet-sein' und Kolonisierung verdeutlicht. Im Abschluss wird sodann eine Ambivalenz gekennzeichnet, von der es kein leichtes entkommen gibt und nur die Chance, jene zu 'empoweren' die als Nachkommen ehemals kolonisierter Subjekte gelten.